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Interview mit Sarah Chalke |
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Die ganze Wahrheit über Elliot
Sarah, könntest du bitte unseren Zuschauern erklären, was "Scrubs" bedeutet? Es ist schwierig, das auf deutsch zu übersetzen.
Ja gern. "Scrubs" ist das, was die Ärzte im Krankenhaus anhaben, die Arbeitskleidung. Für medizinische Assistenten ist das Kleidungsstück blau und für die Chirurgen grün. Und ich glaube, auf deutsch sagt man "Kittel".
Was war deine Motivation, in dieser Serie mitzuspielen?
Als ich das Drehbuch für den Piloten von "Scrubs" gelesen habe, war ich sofort begeistert. Ich habe es am Tag vor dem Vorsprechen durchgearbeitet, und ich musste die ganze Zeit über lachen - von der ersten bis zur letzten Seite. Ich fand, dass es so anders und witzig geschrieben ist. Der Autor riskierte Dinge, die man in anderen Serien nicht findet. In dem Moment als ich das Skript las, wollte ich ein Teil dieser Serie sein.
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Was denkst du über deine Figur? Was gefällt dir an ihr?
Im Drehbuch steht eine Charakterbeschreibung der Figur. Da heißt es, sie spreche und bewege sich schneller als andere Menschen. Ich selbst hatte schon mein ganzes Leben lang das Problem, dass ich viel zu schnell spreche. Für die meisten Rolle muss ich mich anstrengen, langsamer zu sprechen. Doch in der Rolle der Elliot habe ich die Gelegenheit, einfach so wie immer zu reden. Elliot ist eine sehr engagierte Ärztin. Doch an ihrem ersten Arbeitstag im Krankenhaus haben sie und die anderen beiden Neuen absolut keine Ahnung, was sie tun sollen. Aber eines weiß Elliot ganz genau: Sie will einfach die Beste sein. Dann merkt sie schnell, dass sie Freunde und Vertraute im Krankenhaus braucht, um durchzukommen. Sie versucht, Verbündete zu finden, aber ihr fehlen die sozialen Fähigkeiten dazu. Ihre Anstrengungen enden damit, dass sie sich nur Ärger einfängt. Das ist auch das, was mir so gefällt: Man bekommt ihre verletzliche Seite zu sehen. Elliot wendet so viel Energie auf, aber sie tritt immer wieder ins Fettnäpfchen oder beleidigt Leute. Jedes Mal, wenn sie bewusst versucht, das Richtige zu sagen, gibt sie genau das Falsche von sich.
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Du hast über soziale Fähigkeiten gesprochen. Gibt es denn bei "Scrubs" auch Liebesgeschichten oder Machtkämpfe unter den Ärzten, Krankenschwestern und Patienten?
Ja, auf jeden Fall! Da entsteht auch die Komik. Es gibt Ärzte, die überhaupt keine Ahnung haben, was sie eigentlich tun sollen. Es kommt z.B. schon mal vor, dass sie Patienten die falsche Medizin geben oder Apparate nicht richtig einstellen. So entstehen komische Momente. Aber auch durch die Beziehungen der Figuren untereinander, z.B. das Verhalten der Krankenschwestern, wenn neue Ärzte ihren Dienst antreten. Sie arbeiten schon Jahre in dem Krankenhaus, und da kommen auf einmal die jungen, neuen Ärzte, die denken, dass sie alles wissen. Dann sind die Schwestern so richtig frustriert, denn sie merken, dass sie diesen Neulingen noch sehr viel beibringen müssen.
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Kann man den weiblichen Konkurrenzkampf zwischen Elliot und den Krankenschwestern mit dem realen Leben vergleichen?
Ja, absolut. Ich denke, das kann man überall - in jeder Branche, sei es im Krankenhaus oder in der Filmwelt. Ich persönlich bin sehr froh, dass Judy Reyes, die die Rolle der Schwester Carla in der Serie spielt, und ich uns so gut verstehen. Denn wir haben beide vorher in diesem Bereich schlechte Erfahrungen gemacht. Aber in der Serie ist es definitiv so, dass sich Carla und Elliot am Anfang überhaupt nicht leiden können und sich gegenseitig bedroht fühlen. Es ist interessant, wie sich ihre Beziehung zueinander während der ersten Staffel verändert.
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Hast du ein Beispiel für diesen Konkurrenzkampf?
Ja, da gibt es eine Episode, in der ein Patient die Schlafkrankheit hat. Er schläft immer dann ein, wenn er sexuell erregt ist. Jedes Mal, wenn er Elliot sieht, turnt ihn das an, und er schläft ein. Und Carla ist jedes Mal total frustriert, wenn sie zu ihm ins Zimmer geht. Denn sie macht ihn an, und nichts passiert. Doch dann findet sie heraus, dass sie ihn an seine Schwester erinnert. Als sie ihm sagt, dass sie nicht seine Schwester ist, klappt es auch mit der Erektion, und sie ist glücklich.
Ein anderes Beispiel: Elliot versucht unter größter Anstrengung, Carla als ihre Freundin zu gewinnen. Sie läuft ihr ständig hinterher und nervt die Krankenschwester. Doch Carla möchte nichts mit ihr zu tun haben. Eines abends lügt sie und sagt, sie gehe nicht aus. Elliot zieht alleine los und sieht Carla prompt mit ihren Freunden in einer Bar. Es tut ihr weh, dass Carla offensichtlich nichts mit ihr zu tun haben will.
Teil 2: Pannen und Kinder
Gab es während der Dreharbeiten lustige Situationen?
Oh ja, es gibt Situationen, da müssen wir den Dreh unterbrechen, die Kameras anhalten und eine Minute Pause machen, weil wir solche Lachkrämpfe haben. Das kann man dann am Ende des Jahres sehen. Da werden alle lustigen Situationen aneinander geschnitten - alle Fehler, die wir gemacht haben, bzw. Momente, in denen wir nicht mehr aufhören konnten zu lachen. Das macht die Show so hervorragend. Denn eine Serie, in der alle Leute steif und verkrampft sind, ist keine gute Grundlage für eine erfolgreiche Comedy. Bei uns ist jeder relaxed. Das hilft uns, in der Show lustig zu sein. Wir haben wirklich eine super Zeit am Set! Danny (Anm. d. Red.: Donald Faison) und ich haben uns am Set immer zum Spaß die Hände geschüttelt. Irgendwann sah das der Produzent und beschloss, das in die Handlung der nächsten Episode einzubauen. So etwas passiert immer wieder.
Was gefällt dir an der technischen Umsetzung von "Scrubs" besonders gut?
Bei "Scrubs" arbeiten wir nur mit einer Kamera. Das ist ein großer Unterschied zu Sitcoms wie "Roseanne", wo wir mit vier Kameras gearbeitet haben und wo man das Skript am Montag bekam, die ganze Woche probte und nur am Donnerstagabend aufzeichnete. Es war richtig gut, vor einem Publikum zu spielen, denn so bekam man sofort die Reaktion der Zuschauer. Bei der Arbeit mit einer Kamera wie bei "Scrubs" kommt das Feedback erst dann, wenn die Serie im Fernsehen läuft. Dafür hat man jedoch mehr kreativen Freiraum, gerade weil die Single-Kamera-Technik angewendet wird. So kann man verschiedene Einstellungen mehrmals ausprobieren und sich am Ende die beste aussuchen. Wir spielen aber jede Szene so, wie sie im Buch steht - denn die Autoren sind fantastisch. Wenn dann doch unvorhergesehenerweise etwas Lustiges am Set passiert, wird es einfach reingeschnitten. Ich mag am liebsten die Fantasiesequenzen. Die Geschichte wird aus J.D.s Sicht erzählt, seine Gedanken werden optisch umgesetzt. Jeden Tag kommen wir zur Arbeit und wissen gar nicht, was auf uns zukommt. Manchmal verkleiden wir uns und sehen dann aus wie die Besetzung von "Star Wars", "Batman und Robin" oder "The Grinch". Das ist richtig lustig.
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Sarah, wie kommt es, dass du so gut deutsch sprichst?
Meine Mutter ist Deutsche, wurde in Retz geboren, in der Nähe von Rostock. Meine Großmutter stammt aus Hamburg. Die ganze Familie mütterlicherseits ist 1952 nach Kanada ausgewandert. Ich wurde in Ottawa geboren, und meine zwei Schwestern und ich sind dort zwei Mal pro Woche in die deutsche Schule gegangen. Außerdem habe ich noch Verwandte und Bekannte in Deutschland. 1992 habe ich meine ganze Familie aus München, Garmisch-Partenkirchen, Berlin und Rostock besucht.
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Welche deutschen Speisen und Gerichte magst du gerne?
Meine Großmutter hat immer Pflaumenkuchen, Streuselkuchen und Schokoladensuppe mit Schlagsahne gemacht. Meine Mutter kocht oft Thüringer Bratwürste mit Sauerkraut.
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Du bist nicht nur Schauspielerin, sondern arbeitest auch freiwillig in einem Kinderhospiz. Was war die Motivation dafür?
Als ich ein kleines Kind war, haben wir viele Waisenhäuser in der ganzen Welt besucht, weil meine Eltern eine Adoptions-Agentur haben. Als Kind war das eine eindrucksvolle Erfahrung für mich - zu sehen, dass andere Kinder viel weniger Glück und nicht mal ein Spielzeug oder etwas zu essen haben. Ich wusste immer schon, dass ich viel Freizeit mit Kindern verbringen will. Jetzt habe ich mit Kindern in Kanada gearbeitet. Es gibt da ein Hospiz, das heißt "Connect Place". Ich gehe zu den Kindern und verbringe Zeit mit ihnen, lese Bücher mit ihnen, male ihre Fingernägel an. Sie können auch mit meinen kleinen Welpen spielen, die ich oft mitbringe. Die Einrichtung ist wirklich eine sinnvolle Organisation. Seit ich nach Los Angeles gezogen bin, habe ich z.B. für den Audrey-Hepburn-Children-Fund gearbeitet und andere Organisationen für Kinder gesucht.
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Kannst du in deiner Rolle bei "Scrubs" Erfahrungen sammeln, die dir bei der Arbeit in den Kinderhospizen nützlich sind oder umgekehrt? Wie passen diese beiden Felder zusammen?
Auf verschiedene Weise. Erst einmal konnte ich bei der Arbeit im Hospiz sehen, wie ein Krankenhaus überhaupt funktioniert und womit Familien konfrontiert werden, wenn sie jemanden verlieren. Und wir haben Episoden bei "Scrubs" über genau dieses Thema. "Scrubs" ist zwar eine Comedy-Serie, enthält aber auch viel Herz. Für den Erfinder der Show war es sehr wichtig, dass Geschichten erzählt werden, die im richtigen Krankenhaus-Alltag auch vorkommen. Zum Beispiel wie schwierig es ist, wenn man einem Familienangehörigen mitteilen muss, dass sein Verwandter verstorben ist. Außerdem bekommt man bei "Scrubs" die Möglichkeit, Leute zum Lachen zu bringen.
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Hat sich für dich seit "Scrubs" etwas verändert? Die Kinder erkennen dich ja im Fernsehen wieder.
Ja, schon. Die Kinder finden es sehr lustig. In Vancouver konnten sie auch zum Set mitkommen und sich anschauen, wo ich arbeite. Ich habe ihnen auch Merchandising-Artikel vom Set oder Autogramme von Kollegen mitgebracht.
Teil 3: Ärzte und Serien
Warum sollte sich deiner Meinung nach der Zuschauer ausgerechnet "Scrubs" ansehen, wo es doch so viele Krankenhausserien gibt - allen voran "Emergency Room"?
Ich glaube, dass die Bücher sehr gut geschrieben sind, und dass die Serie in Deutschland viel Erfolg haben wird, denn "Scrubs" kombiniert Comedy mit realen Geschichten, die ans Herz gehen.
Was ist dir in deiner Freizeit wichtig? Welche Hobbies hast du?
Ich gehe viel mit meinen Hunden spazieren. Außerdem fahre ich unheimlich gerne Ski. Ich koche oft mit meinen Freunden, Sushi und Pasta oder auch deutschen Nachtisch, Flammkuchen und Schokoladensuppe.
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Wie kann sich der Zuschauer mit der Serie identifizieren?
Ich denke, dass das Krankenhaus ein Mikrokosmos dessen ist, was in der realen Welt passiert, es gibt dieselben Probleme und Themen. Deshalb kann sich der Zuschauer mit "Scrubs" identifizieren. Dem Erfinder der Serie, Bill Lawrence, war es sehr wichtig, Charaktere zu haben, mit denen sich der Zuschauer identifizieren kann. Charaktere, die nicht perfekt sind und all diese kleinen Schwächen haben. Da ist Elliot, die so gerne dazugehören und geliebt werden will. Sie strengt sich so sehr an, aber je mehr sie sich bemüht, desto mehr läuft alles schief. Und Dr. Cox, der Mentor von J.D. und Elliot, ist so streng zu ihnen, hat aber so ein weiches Herz. Und J.D. ist genauso unerotisch wie Elliot, aber er will einfach nur Liebe in seinem Leben finden. Ich denke, das sind Menschen und Situationen, in denen sich der Zuschauer wiederfinden kann.
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Was wünschst du dir von den deutschen Zuschauern bezüglich "Scrubs"?
Natürlich, dass "Scrubs" in Deutschland ein Erfolg wird. Ich glaube fest daran, denn die Serie beschäftigt sich mit Themen, mit denen sich die Menschen auf der ganzen Welt identifizieren können. Jeder hat schon mal gute oder schlechte Erfahrungen im Krankenhaus gemacht. Aber "Scrubs" fokussiert ja nicht nur Krankenhausthemen, sondern auch die Beziehungen der Figuren untereinander. Leute verabreden, streiten sich und müssen am nächsten Tag wieder zusammen arbeiten. Und Hierarchien wie im Krankenhaus, zum Beispiel zwischen den Oberärzten, Ärzten und Assistenten, existieren doch überall auf der Welt, ob im Krankenhaus oder in einem anderen Arbeitsumfeld.
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Wie hast du dich auf die Rolle in "Scrubs" vorbereitet? Hast du auch Ärzte bei ihrer Arbeit begleitet?
Ja, bei der Visite. Es war faszinierend, echte Ärzte zu beobachten. Um die verschiedenen Levels zu sehen, waren wir in allen möglichen Krankenhäusern, darunter waren arme und reiche. "Scrubs" spielt in einem der ärmeren Krankenhäuser. Es war so interessant zu erfahren, wie viel Verantwortung die jungen Ärzte in meinem Alter schon haben. Als wir die Visite durchgeführt haben, mussten sie schon 30 Stunden arbeiten und sich um so viele verschiedene Fälle kümmern. Es gibt natürlich Ärzte, die möglichst viel Geld machen wollen. Das ist in den ärmeren Krankenhäusern nicht der Fall – hier haben die jungen Ärzte riesige Schulden während ihrer Studienzeit angehäuft und müssen jetzt richtig lange arbeiten, um Menschen zu helfen. Während dieser Visiten habe ich viel gelernt.
Zusätzlich haben wir immer zwei Ärzte am Set. Jedes Mal, wenn es eine medizinische Szene gibt, zeigen sie uns ganz genau, wer was zu tun hat. Die Szene soll so nah wie möglich an der Realität sein.
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Bekommst du viele Anrufe, dass du als Ärztin etwas falsch gemacht hast?
Ja, es ist lustig, denn im Vorspann zeigen wir Röntgenbilder von allen Figuren. Doch die sind verkehrt herum. Deshalb rufen viele Ärzte an und machen uns darauf aufmerksam. Aber es gibt auch viel positives Feedback von Ärzten, die "Scrubs" für sehr realistisch halten.
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